Freitag, 24. Juni 2011
herr grimmig
rio6, 15:29h
Morgens weckt mich ein akustisches Störsignal. Im nächsten Moment höre ich wie der Wecker an der Wand aufkommt und in Einzelteile zerspringt. Ich denke mir, heut hast du mal gute Laune zur Abwechslung. Ich stelle mich vor den Spiegel und wiederhole hunderte Male: „Einen wunderschönen guten Tag“, „Vielen Dank“, „Es war mir ein Vergnügen“, und einige weitere Phrasen. Versuche dabei nicht zu ironisch oder zynisch zu klingen. Mein Therapeut empfahl mir diese und weitere Übungen regelmäßig zu machen, mit dem Ziel soziale Interaktionen für mein Gegenüber angenehmer und sagen wir weniger verletzend zu gestalten. Anfangs war ich überzeugt am Tourette-Syndrome erkrankt zu sein, doch mein Therapeut belehrte mich eines besseren. Die Ausrede benutze ich übrigens nicht mehr, da ich es mit meinem nicht vorhandenen Gewissen nicht vereinbaren konnte.
Es fällt mir schwer nett zu Menschen zu sein, vor allem zu solchen die ich nicht mag also rund 99% der Weltbevölkerung. Der Rest hat einen besonders ausgeprägten Haarwuchs, welcher die Menschen tierähnlich aussehen lässt. Ich mag Tiere. Vor allem kleine süße Welpen und Kätzchen – die schmecken so gut. Mensch schmeckt nicht – habe es als Alleshasser und –esser natürlich einmal probiert und dann nie wieder. Hat nach Egoismus, Eifersucht und Elend geschmeckt – bitter. Nun ja, seit jeher war ich Einzelkind und bekam mehr Aufmerksamkeit von meinen Eltern. Haustiere hatte ich nach „Asterix“ dem Golden Retriever Welpen aber auch keine mehr.
Ich stehe nun vor meinem Kleiderschrank und versuche vergebens eine passende Hose zu finden. Hosen hasse ich mehr als Menschen. Hosen üben diesen unangenehmen Druck auf meine Genitalien aus und nie find ich eine passende. Bevor ich ausraste, entscheide ich spontan mir ein neues Paar anzulegen, welches meinen Wünschen entspricht. Zunächst steig ich jedoch unter den Regensimulator. So nenne ich Duschen, weil Regen am ehesten meiner Laune zuspricht. Ich meine aber nicht diesen romantischen Regen, diesen Sommerregen in welchem Frauen tanzen und somit ihre Freiheitsbedürfnisse ausleben. Ich meine den kalten, heftigen Regen, der deine Haut verätzen lässt. Nun zwinge ich mich in eine Hose welche ich nicht so sehr hasse wie den Rest der sich in meinem Schrank breit macht, mach mir das Eichhörnchen warm, welches ich am Vortag absichtlich überfuhr, verspeise es und verlasse die Wohnung. Die Menschen die mir begegnen, benenne ich verächtlich in meinen Gedanken. Es bleiben jedoch Gedanken – keine gesprochenen. Die Therapie wirkt – das zaubert mir Lächeln aufs Gesicht, welches von einem Kind, das von seiner hetzenden Mutter hinter her geschleift wird, falsch interpretiert wird. Das Kind lächelt also zurück, so wie es Kinder machen, so wie ich es eben hasse. Mein Gesicht wandelt sich in die Inszenierung einer Schweineschlachtung. Das Kind klammert sich ganz verstört an das Bein der Mutter.
Im Klamottenladen angekommen, bin ich schockiert. Habe vergessen, dass heut Samstag ist und nun erblicke ich die Menschenmassen, welche sich in den Gängen tummeln. Bekomme mordlüsternde Massenmord Gedanken im Stile von GTA. Meine Handflächen sind zu dem Zeitpunkt feuchter als der Tropenwald und meine Herzfrequenz steigt empört nach oben. Ich sammle mein Chi und gehe geradlinig in die Männerabteilung. Meine Person schneidet wie ein Messer die Menschenmasse in zwei Teile. Nervig und nervig. Die Auswahl meiner Hose gestaltet sich wie gewohnt anstrengend. Beinahe bekomm ich einen Wutanfall. Eine Bedienung bemerkt das und schreitet in meine Richtung. Ich bemerke das ankommende Objekt im Augenwinkel auf meinem Radarschirm und versuche mich hinter dem Ständer mit den Hemden zu verstecken. Eine leicht dümmliche weibliche Stimme ertönt: „Kann ich Ihnen helfen?“. Ich ignoriere sie und mach meine Atemübungen. Doch die Frau entdeckt mich in meinem guten Versteck und fragt mich ein wiederholtes Mal: „Kann ich Ihnen helfen?“.
- Blackout – An das folgende Geschehen kann ich mich nicht erinnern
Ich schau die Frau an, verdreh mein Kopf, zieh eine Grimasse und schrei sie an: „Seh ich etwa so aus als ob ich Hilfe bräuchte?!“. Verschreckt tritt sie zurück. Ich führe mit normaler Kopfhaltung und entspannten Gesichtsmuskeln in einem zynischen und arroganten Ton fort: „Was bilden Sie sich denn bitte ein, mir solch abfällige Hilfeleistungen anbieten zu müssen! Sie sind doch so überflüssig wie ein überfüllter Blinddarm, wie ein Sandkasten in der Sahara, wie Griechenland für die EU.“ Sie verstummte, das reichte mir noch nicht. Ich machte noch einige abfällige Kommentare über ihr Äußeres. Sie fing an aus den Augen zu regnen. Sowas habe ich schon öfters miterlebt, weiß jedoch über diese Eigenart des Menschen nicht weiter Bescheid. Sie flüchtete. Ich fühlte mich irgendwie gut gelaunt und entschied, dass ich doch keine Hose brauch. Zuhause angekommen, ging ich wieder ins Bett und überlegte mir was ich mit dem morgigen Tag anstellen will. Sonntag – vielleicht in der Kirche etwas predigen.
Wie es Samy Deluxe einmal rappte: „Überall diese Hackfressen, die mich jeden Tag stressen“. Lasst uns nicht Humanitot das Wort des Jahrhunderts werden! Wenn ich mit einem Lächeln durch die Straßen laufe, begegne ich so oft verwirrten und grimmigen Blicken. Ich vermute die Menschen fragen sich, wie ist das möglich, dass noch jemand glücklich ist? Einfach so? Ich kann es nicht fassen, dass sie die Freude am Leben verloren haben. Lernt das Lachen wieder und beginnt zu lieben!
Es fällt mir schwer nett zu Menschen zu sein, vor allem zu solchen die ich nicht mag also rund 99% der Weltbevölkerung. Der Rest hat einen besonders ausgeprägten Haarwuchs, welcher die Menschen tierähnlich aussehen lässt. Ich mag Tiere. Vor allem kleine süße Welpen und Kätzchen – die schmecken so gut. Mensch schmeckt nicht – habe es als Alleshasser und –esser natürlich einmal probiert und dann nie wieder. Hat nach Egoismus, Eifersucht und Elend geschmeckt – bitter. Nun ja, seit jeher war ich Einzelkind und bekam mehr Aufmerksamkeit von meinen Eltern. Haustiere hatte ich nach „Asterix“ dem Golden Retriever Welpen aber auch keine mehr.
Ich stehe nun vor meinem Kleiderschrank und versuche vergebens eine passende Hose zu finden. Hosen hasse ich mehr als Menschen. Hosen üben diesen unangenehmen Druck auf meine Genitalien aus und nie find ich eine passende. Bevor ich ausraste, entscheide ich spontan mir ein neues Paar anzulegen, welches meinen Wünschen entspricht. Zunächst steig ich jedoch unter den Regensimulator. So nenne ich Duschen, weil Regen am ehesten meiner Laune zuspricht. Ich meine aber nicht diesen romantischen Regen, diesen Sommerregen in welchem Frauen tanzen und somit ihre Freiheitsbedürfnisse ausleben. Ich meine den kalten, heftigen Regen, der deine Haut verätzen lässt. Nun zwinge ich mich in eine Hose welche ich nicht so sehr hasse wie den Rest der sich in meinem Schrank breit macht, mach mir das Eichhörnchen warm, welches ich am Vortag absichtlich überfuhr, verspeise es und verlasse die Wohnung. Die Menschen die mir begegnen, benenne ich verächtlich in meinen Gedanken. Es bleiben jedoch Gedanken – keine gesprochenen. Die Therapie wirkt – das zaubert mir Lächeln aufs Gesicht, welches von einem Kind, das von seiner hetzenden Mutter hinter her geschleift wird, falsch interpretiert wird. Das Kind lächelt also zurück, so wie es Kinder machen, so wie ich es eben hasse. Mein Gesicht wandelt sich in die Inszenierung einer Schweineschlachtung. Das Kind klammert sich ganz verstört an das Bein der Mutter.
Im Klamottenladen angekommen, bin ich schockiert. Habe vergessen, dass heut Samstag ist und nun erblicke ich die Menschenmassen, welche sich in den Gängen tummeln. Bekomme mordlüsternde Massenmord Gedanken im Stile von GTA. Meine Handflächen sind zu dem Zeitpunkt feuchter als der Tropenwald und meine Herzfrequenz steigt empört nach oben. Ich sammle mein Chi und gehe geradlinig in die Männerabteilung. Meine Person schneidet wie ein Messer die Menschenmasse in zwei Teile. Nervig und nervig. Die Auswahl meiner Hose gestaltet sich wie gewohnt anstrengend. Beinahe bekomm ich einen Wutanfall. Eine Bedienung bemerkt das und schreitet in meine Richtung. Ich bemerke das ankommende Objekt im Augenwinkel auf meinem Radarschirm und versuche mich hinter dem Ständer mit den Hemden zu verstecken. Eine leicht dümmliche weibliche Stimme ertönt: „Kann ich Ihnen helfen?“. Ich ignoriere sie und mach meine Atemübungen. Doch die Frau entdeckt mich in meinem guten Versteck und fragt mich ein wiederholtes Mal: „Kann ich Ihnen helfen?“.
- Blackout – An das folgende Geschehen kann ich mich nicht erinnern
Ich schau die Frau an, verdreh mein Kopf, zieh eine Grimasse und schrei sie an: „Seh ich etwa so aus als ob ich Hilfe bräuchte?!“. Verschreckt tritt sie zurück. Ich führe mit normaler Kopfhaltung und entspannten Gesichtsmuskeln in einem zynischen und arroganten Ton fort: „Was bilden Sie sich denn bitte ein, mir solch abfällige Hilfeleistungen anbieten zu müssen! Sie sind doch so überflüssig wie ein überfüllter Blinddarm, wie ein Sandkasten in der Sahara, wie Griechenland für die EU.“ Sie verstummte, das reichte mir noch nicht. Ich machte noch einige abfällige Kommentare über ihr Äußeres. Sie fing an aus den Augen zu regnen. Sowas habe ich schon öfters miterlebt, weiß jedoch über diese Eigenart des Menschen nicht weiter Bescheid. Sie flüchtete. Ich fühlte mich irgendwie gut gelaunt und entschied, dass ich doch keine Hose brauch. Zuhause angekommen, ging ich wieder ins Bett und überlegte mir was ich mit dem morgigen Tag anstellen will. Sonntag – vielleicht in der Kirche etwas predigen.
Wie es Samy Deluxe einmal rappte: „Überall diese Hackfressen, die mich jeden Tag stressen“. Lasst uns nicht Humanitot das Wort des Jahrhunderts werden! Wenn ich mit einem Lächeln durch die Straßen laufe, begegne ich so oft verwirrten und grimmigen Blicken. Ich vermute die Menschen fragen sich, wie ist das möglich, dass noch jemand glücklich ist? Einfach so? Ich kann es nicht fassen, dass sie die Freude am Leben verloren haben. Lernt das Lachen wieder und beginnt zu lieben!
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Montag, 23. Mai 2011
ohne mich
rio6, 02:00h
je älter wir werden, desto mehr fallen unsere augenlider zu. wenn wir jung sind, sind unsere augen weit geöffnet. wir sehen so viel, entdecken so viel. sind wir alt, ist der lichtspalt zu unserer seele ganz schmal. wir sehen nicht mehr viel. wir konzentrieren uns nur auf bestimmte dinge: die arbeit, das geld, das ansehen, ...
es langweilt mich - ich lasse meine augen weit offen!
es langweilt mich - ich lasse meine augen weit offen!
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Samstag, 14. Mai 2011
das zuschauen
rio6, 02:07h
ich schaue der farbe beim trocknen zu, der waschmaschine beim drehen, dem teig beim aufgehen, dem müll beim vergammeln, dem hamster beim futter sammeln, den kindern beim spielen, dem pädophilen beim schielen, den vögeln beim fliegen, dem athleten beim siegen, der witwe beim weinen, dem engel beim scheinen, dem wasserhahn beim tropfen, dem nachbarn beim klopfen, der kerze beim brennen, dem hund beim pennen, dem uhrzeiger beim ticken, dem handy beim verschicken, der ampel beim umschalten, dem kaffee beim erkalten, dir beim lachen und mir beim nichts machen.
du fragst mich warum ich nichts tue, ich genieße bloß meine verdiente ruhe!
du fragst mich warum ich nichts tue, ich genieße bloß meine verdiente ruhe!
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